Demo zum Tag der politischen Gefangenen in Bremen - Nachbetrachtung



Eine kurze Nachbetrachtung der Demo am 18.03.2025 in Bremen zum Tag der politischen Gefangenen, sowie die Dokumentation des Aufrufs.


Am 18.03.2025, zum Tag der politischen Gefangenen, demonstrierten bis zu 350 Genoss*innen in Bremen. Geplant war eine Strecke vom Leibnizplatz über die Domsheide Richtung Ziegenmarkt. Die Bullen haben die Demonstration aber an der Domsheide aufgestoppt. Wahrscheinlich waren sie wegen brennender Bullenkarren (https://tumulte.org/2025/03/articles/switchoff-sicherheitsstaat-vier-zivile-bullenfahrzeuge-an-der-doventorwache-angez%C3%BCndet/) und einer feurigen Spontandemo (https://tumulte.org/2025/03/articles/sponti-bremen-free-all-antifas-video/) im März angepisst und wollten die Demo so oder so nicht weiter ziehen lassen. Sie haben deswegen die Vermummung von Demoteilnehmer*innen zum Anlass genommen, uns nicht weiterlaufen zu lassen. Zwischenzeitlich wurde die Demonstration mit Feuerwerk  von außerhalb gegrüßt. Beim Auftakt am Leibnizplatz sowie bei der zwangsläufig verlängerten Kundgebung an der Domsheide wurden unter anderem Grußworte von Benni, Zaid, Nanuk, Angehörigen von Angeklagten und mehreren Soligruppe verlesen. Schließlich wurden u.a. die inhaftierten und untergetauchten Antifas aus dem so genannten “Budapest-Komplex” mit großen Herzen gegrüßt (siehe Foto). Diese Bilder werden als Postkarten den Gefangenen zugeschickt. <3

Letztendlich wurde die Demonstration durch uns vorzeitig beendet, weil wir das Spielchen der Bullen nicht mitspielen wollten. Wir entscheiden, wann, wo und wie wir demonstrieren! 

Im Anschluss wurden willkürlich vereinzelt Personalien festgestellt, die Betroffenen wurden während der Kontrolle nicht alleine gelassen. Leider wurden auch zwei Personen kurzzeitig mit in die Polizeidienststelle in der Vahr genommen, nach einigen Stunden aber entlassen.

Auch wenn wir unsere Demonstration an diesem Tag nicht so durchführen konnten, wie wir wollten: Macht nichts. Weiter geht’s!

Grüße an Emmi, die sich erst vor einigen Tagen den deutschen Behörden gestellt hat!
Ebenfalls Grüße an Thomas und Peter vom „K.O.M.I.T.E.E.“, welche sich  vor Kurzem einem Gerichtsverfahren in Deutschland gestellt haben: Kriminell sind nicht die, die versuchen Abschiebeknäste zu sprengen, sondern die, die sie bauen (lassen)!

Freiheit für Maja, Zaid, Moritz, Clara, Paula, Tobi, Nele, Paul, Luca, Johann, Daniela, Kadri und allen weiteren inhaftierten und untergetauchen Antifas und Genoss*innen! Grüße an die Freund*innen in München und Griechenland.

Unsere Solidarität gegen ihre Repression!
Scheiß auf die Bullen! *pew* *pew*

Zur Dokumentation hier noch einmal der Aufruf zur Demo

Unsere Solidarität gegen ihre Repression
Demo zum Tag der politischen Gefangenen 18.03 18:30 Leibnizplatz Bremen

Die letzten Monate und Jahre waren beschissen. Viele Genoss*innen sitzen im Knast, waren lange im Untergrund und sind es teilweise immer noch. Rechte erzielen immer größere Erfolge bei den Wahlen und ihr Einfluss auf den politischen Diskurs wächst stetig. Die Gewaltbereitschaft und das Selbstbewusstsein junger Nazis steigt in vielen Städten und auf dem Land rasant an, sie trauen sich öffentlich wieder mehr zu. Überall werden rechte Haltungen normalisiert und zu einem breiteren gesellschaftlichen Konsens.

Nicht neu ist, dass diejenigen, die sich kämpferisch für ein gutes Leben für Alle einsetzen oder zumindest verhindern wollen, dass es noch schlimmer wird, mit Repression zu rechnen haben. Ein Novum der vergangenen Jahre ist neben der Wucht der politischen Repression die schiere Anzahl der Betroffenen. Waren es zuvor vor allem Einzelpersonen, die als politische Gefangene traurige Bekanntheit erlangt haben, sind nun ganze Gruppen angeklagt und inhaftiert. Gruppen, die die Behörden unter fadenscheinigen Argumenten herbei konstruieren, um insbesondere Antifaschist*innen mit noch mehr und krasserer Repression überziehen zu können.
Besonders eindringlich hat sich das bei der Verfolgung der im Budapest- und Antifa-Ost-Komplex Beschuldigten gezeigt. 
Während Gewalt für viele Menschen alltäglich ist, wird hier konequenter Antifaschismus zu einem Terrornetzwerk aufgebauscht. Gewalt über die jedes Schützenfest lacht, wird zur Grundlage einer jahre- bzw jahrzehntelangen Strafandrohung.
Dabei werden nicht nur die Beschuldigten sondern auch ihr politisches Umfeld und ihre Familien massiv unter Druck gesetzt. 

Solifotos, Briefe, Feuerwerk und Demonstrationen sind Zeichen der Solidarität, die in den Knästen und bei den Betroffenen ankommen!
Doch dabei darf es nicht bleiben: der Knast ist nicht das Ende des politischen Kampfes, sondern er gehört schon immer dazu! 
Wir alle können von den Erfahrungen der Inhaftierten und Untergetauchten profitieren, um den eigenen Blick zu schärfen und die Notwendigkeit praktischer Solidarität zu erfahren.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch im Knast politische Arbeit und Widerstand möglich sind. Diese Kämpfe sind Teil des Knastalltag und wollen sich nicht mit dem Status Quo abfinden.
Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Gründung der Gefangenengewerkschaft.  Sie  organisiert sich aus den Knästen heraus. Sie bekämpfen die fragwürdigen Haft- und Arbeitsbedingungen. Das zeigt uns, wie Solidarität hinter den Mauern aussehen kann.

Wir dürfen jedoch nicht in die Falle tappen, die mögliche Haft und angedrohten Auslieferung(en) zu bagatellisieren. Die Genoss*innen sind keine Märtyrer*innen, sondern politische Gefangene, die weiter Teil unserer Kämpfe und der Bewegung sind. 
Als das sollten wir sie sehen: Genoss*innen, Freund*innen, Gefährt*innen! 

Dabei müssen wir unseren Blick auch auf die politischen Gefangenen außerhalb der BRD werfen. Die Anzahl politischer Gefangener in Deutschland scheint in den letzten Jahre drastisch angestiegen zu sein - in vielen anderen Ländern sind sie Alltag. Egal ob kurdische Aktivist*innen in türkischen Knästen oder Anarchist*innen in Belarus, Indigene Aktivist*innen in den Amerikas oder Kriegsdienstverweiger*innen in Russland. Überall wo sich Menschen für ein gutes Leben für Alle einsetzen treffen sie auf politische Repression. Und genau wie unsere politischen Kämpfe auch international gedacht werden müssen, darf die Solidarität mit den Gefangenen nicht an den Landesgrenzen aufhören. Auch in diesen Fällen muss es heißen: “Unsere Solidarität gegen ihre Repression”.

Egal wo, den Gefangenen und Untergetauchten gilt unsere Solidarität! 
Die aktuelle Zeit lässt keine andere Perspektive zu: Militanter Antifaschismus bleibt notwendiger denn je.
Und wenn es dann Leute von uns erwischt bleibt uns nur in den Worten des Budapest Antifascist Solidarity Committee zu sagen: 
“Wir lassen euch nicht allein.
Bis ihr alle wieder frei seid,
bis alle Knäste in Schutt und Asche liegen.”