Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende
21.07.24 | 12:00 - 15:00 Uhr | Bahnhofsvorplatz HB
Liebe Freunde und Mitstreiter*innen,
am 21.07. wollen wir, Fix it Bremen und JES Bremen sowie Privatpersonen, den 27. Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende nutzen, um Menschen die Möglichkeit zu geben, ihrer Trauer über die vielen verstorbenen Drogengebrauchenden sowie ihrer Wut über die menschenverachtende Drogenpolitik Ausdruck zu verleihen.
Auch im letzten Jahr sind wieder viele Personen, die illegalisierte Substanzen gebrauchen, verstorben. Dies ist ein erneuter Anstieg von Todesfällen, was auch dieses Jahr wieder aufzeigt, dass die Drogenpolitik sich mehr als je Gedanken machen sollte, wie sie mit persönlichen Freiheitsrechten und Menschenrechten vereinbar ist. Denn anders als es die Ideologie der Prohibition und Politiker*innen vermitteln, sind es in aller Regel nicht die Substanzen selbst, die zum Tod so vieler Personen führen, sondern die Folgen der Kriminalisierung der Substanzen, des Vertriebs und der Personen, die diese konsumieren. Seit Jahrzehnten sind sich Akteur*innen in der Drogenhilfe oder Forschung überwiegend einig, dass der Weg des „war on drugs“ weder ein geeignetes Mittel ist, um den Substanzgebrauch einzudämmen, noch um Menschen zu schützen.
Das Gegenteil ist die täglich sichtbare Realität: Anstatt umfassende Zugänge zu geprüften Substanzen, Wohnraum, finanziellen Mitteln, medizinischer Versorgung und Beratungen zu schaffen, wird auf Repression und Ausschluss gesetzt. Substanzen, zu deren Kauf nicht selten sexuelle Dienstleistungen oder das Risiko der Straffälligkeit gehören, werden durch die Polizei beschlagnahmt. Es folgen Anzeigen wegen Betäubungsmittelmissbrauchs, Geldstrafen und Haft, anstatt den Zugang zu geprüften Substanzen, die Menschen teilweise benötigen, um körperliche und/oder psychische Qualen abzuwenden, zu ermöglichen. Drogengebrauchenden wird kollektiv unterstellt, eine Gefahr für die Allgemeinheit zu sein, anstatt die wirklichen Gefahren, die von der Prohibition und ihren Folgen ausgehen, zu sehen.
Besonders am Bremer Hauptbahnhof wird in den letzten Monaten deutlich, wie der Staat gedenkt, mit seiner Auffassung nach unerwünschten Personen umzugehen. Die Präsenz von Polizei, Ordnungsamt und Bundespolizei wurde massiv hochgefahren. Personen, denen der Konsum oder Verkauf von illegalisierten Substanzen zugeschrieben wird, werden kontrolliert und mit Platzverweisen belegt und müssen teilweise auch Polizeigewalt erfahren. Diese stigmatisierende und diskriminierende Praxis dient letztendlich dazu, den Bremer Hauptbahnhof und die umliegenden Flächen einer reibungsloseren Kommerzialisierung zu unterwerfen. Für die wohnungslosen und drogengebrauchenden Menschen bedeutet diese Praxis weitergehende Verdrängung und weitere Stigmatisierung.
Im globalen Maßstab betrachtet haben die Prohibition und die repressiven Strategien der Staaten im Umgang mit Substanzgebrauch in der Herstellung, dem Vertrieb und dem Konsum illegalisierter Substanzen lebensbedrohliche und tödliche Folgen. Im gesellschaftlichen Diskurs geht es jedoch selten um die Opfer dieser politischen Praxis.
Wir planen gegen 12:00 Uhr eine Kundgebung am Hauptbahnhof Bremen, die sich thematisch kritisch mit der Drogenpolitik sowie den gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen auseinandersetzt, die hinter der jährlich großen Zahl verstorbener Drogengebrauchender stehen. Anschließend soll eine Demo zum Ziegenmarkt stattfinden. Dort möchten wir die Möglichkeit bieten, gemeinsam zu trauern. Es werden die Namen der uns bekannten Verstorbenen verlesen, Kerzen angezündet und Luftballons steigen gelassen. Auch hier wären Redebeiträge möglich.
Wir würden uns freuen, mit Redebeiträgen verschiedener Akteur:innen unterschiedliche Aspekte des Themas zur Sprache zu bringen.
Wir rufen daher dazu auf, am Sonntag den 21.07.2024 um 12:00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz Bremens an der Gedenkveranstaltung zum Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende teilzunehmen.
Herzliche Grüße,
Fix it Bremen & JES Bremen