07. März 2024 / update: 14. März 2024
Zur Solidarität regressiver linker Gruppen mit den islamistischen Huthis im Jemen (LE)
„Verflucht seien die Juden?“ Zur Solidarität regressiver linker Gruppen mit den islamistischen Huthis im Jemen
Was ist das Problem?
Seit Monaten kommt es in Leipzig immer wieder zu offener Unterstützung der reaktionären, islamistischen Huthis im Jemen. Am 23.12.23 fand eine von „Handala Leipzig“ organisierte Solidemo für Hamas und Huthis statt.
Am 27.01.24, dem Tag der Befreiung von Auschwitz, rief eine weitere Demo von „Handala Leipzig“ mit Parolen geschlossen zur Solidarisierung mit den Huthis auf.
Am 21.02.24 hielt die „Kommunistische Organisation“ eine Solidaritätskundgebung für die Huthis auf dem Markt ab.
Auf dieser Kundgebung wurden Flyer verteilt mit Parolen wie „Yemen, Yemen make us proud – turn another ship around“ oder „Jemen, Jemen zeigt wie’s geht, das ist Solidarität„.
Aktiv beteiligt haben sich an diesen Veranstaltungen auch der SDS Leipzig, Zora, Young Struggle und die FKO.
Aber mit wem wird sich dabei eigentlich solidarisiert?
Die Huthis sind eine schiitisch-islamistische Bewegung, die im Nordjemen aktiv ist.
Ihr offizieller Name lautet „Ansar Allah“ (Partisanen Gottes). Im Jemen herrscht seit beinahe zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg. Politisch ist das Land seit 2014 defacto zweigeteilt: In den bevölkerungsreichen Nordjemen und den weitestgehend menschenleeren Südjemen.
Im Nordjemen haben die Huthis seit 2014 eine autoritäre, antipluralistische, antifeministische, homophobe und antisemitische Diktatur errichtet.
Das bedeutet, Glaubens- und Meinungsfreiheit sind ausgesetzt, Frauen werden aus der Öffentlichkeit gedrängt, Oppositionelle und Homosexuelle hingerichtet.
Was heißt das konkret?
Verschiedene Nichtregierungsorganisationen und Graswurzelbewegungen dokumentieren seit Jahren die Verbrechen der Huthi-Regierung an der eigenen Bevölkerung. Diese Dokumentation möchten wir hier ausschnittsweise widergeben.
Mörderische, homophobe Staatsgewalt
“Am 23. Januar verurteilte das Strafgericht in Dhamar im Norden des Jemen neun Personen zum Tode – sieben davon durch Steinigung und zwei durch Kreuzigung -, während 23 weitere Personen zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren verurteilt wurden, unter anderem wegen ‘Homosexualität’, ’Verbreitung von Unzucht’ und ’unmoralischer Handlungen’. Am 1. Februar verurteilte das erstinstanzliche Gericht in Ibb im Süden Jemens 13 Studierende wegen ‘Verbreitung von Homosexualität’ zum Tode und drei weitere zur Auspeitschung.”
(Amnesty International)
Entrechtung von Frauen
“ … dass Frauen in der von den Huthis kontrollierten Regionen »keinen Zugang zu Bildung und Arbeit« haben. Sie sind gezwungen, den Hidschab [islamisches Kopftuch] zu tragen und können sich nicht ohne einen Mahram, d. h. Vater, Bruder oder Ehemann [in der Öffentlichkeit] bewegen.”
(Jemenitischen Koalition unabhängiger Frauen und Jemenitischen Frauenunion des 8. März)
Repressionen und Kindersoldaten
“Die jemenitische Bevölkerung leidet; die humanitäre Hilfe kommt bei ihr nicht an, weil sie von den Huthis blockiert wird, die die Menschen erpressen, indem sie mindestens fünfzig Prozent dieser Hilfe von den [Vereinten Nationen] und der [Europäischen Union] für sich behalten.” (Jemenitischen Koalition unabhängiger Frauen und Jemenitischen Frauenunion des 8. März) “Some 640 children recruited by the Iran-backed Houthis to fight in their ranks were killed during the first six months of this year, according to an August 8 report by the Moyyun for Human Rights and Development.”
(MHRD)
Vernichtungsantisemitische Ideologie
Huthis sind vernichtungsantisemitisch und sie machen kein Geheimnis daraus, dass sie neben Israel auch alle Juden vernichten wollen. An ihnen wird deutlich, dass Antisemitismus und Antizionismus zwei Ausdrucksweisen des selben Vernichtungswillens sind. Offizieller Slogan der Huthis:
“Gott ist Groß!
Tod Amerika!
Tod Israel!
Verflucht seien die Juden!
Sieg dem Islam!”
Hintergund: Wie haben die Huthis die Macht ergriffen?
Die Huthis sind eine moderne, politische Bewegung der letzten 30 Jahre, der es um ein religiös begründetes Machtstreben geht. Die Huthi-Bewegung entstammt dem zaiditischen Islam.
Die Zaidiya ist eine Strömung des schiitischen Islam, die fast ausschließlich im Jemen vorkommt. Dort bestimmten ihre Anhänger*Innen als dominierende Konfession über ein Jahrtausend lang Politik, Wirtschaft und Kultur.
Von 897-1962 wurden große Teile des Jemens vom zaiditischen Imamat beherrscht, einem religiös legitimierten Königreich. Dieses Imamat wurde im Jahr 1962 gestürzt und durch die säkulare „Jemenitische Arabische Republik“ im Nordjemen ersetzt.
Die Zeit von 1962-1990 war eine Epoche des Niedergangs der zaiditischen Kultur und und der politischen und wirtschaftlichen Marginalisierung vieler Zaidit*innen. Insbesondere nach 1990 förderte das jemenitische Regime auch den Aufstieg den radikal antischiitischen Salafismus.
Von 1990-2004 entwickelte sich als Reaktion eine zaiditische Erneuerungsbewegung gegen kulturelle, politische & wirtschaftliche Ausgrenzung unter Führung der einflussreichen Familie „al-Huthi“. Die Familie „al-Huthis“ gab der Bewegung ihren Namen und führt sie bis heute an.
Von 2004-2010 militarisierten sich die Huthis während sechs regionaler Kriege gegen die Zentralregierung. Ihr Ziel war nun die Errichtung einer zaiditisch-islamistischen Herrschaft im Jemen.
Ein Werkzeug der Islamischen Republik Iran
Seit 2011 sah die Islamische Republik Iran in den Huthis ein Werkzeug für ihr imperiales Machtprojekt. Ihr Ziele sind der Sturz der arabischen Regierungen, die Vernichtung Israels und die Machtergreifung der von ihr abhängiger Milizen in der gesamten Region.
Wie bei der Hamas, der Hisbollah und vielen andere islamistischen Milizen begann die Islamische Republik mit der Unterstützung der Huthis durch Waffenlieferungen und Militärtrainings. Auch mit der Hisbollah gingen die Huthis eine enge Kooperation ein und bauten so ein hochmodernes Militär auf. Dies ermöglichte ihnen 2014 die militärische Eroberung großer Teile des Jemens.
Von 2015-2023 reagierte das ebenfalls reaktionär-islamistische Saudi-Arabien mit einem Zurückdrängungskrieg. Saudi-Arabien sieht sich durch die Islamische Republik Iran in seiner Vormachtsstellung in der Region bedroht. Saudi-Arabien und seine internationale Koalition verloren den Krieg und zogen sich 2023 zurück. Seit 2023 weiten die Huthis im Kontext des Kriegs der Hamas und der Hisbollah mit Israel ihre eigenen Kämpfe ebenfalls auf Israel sowie den internationalen Seehandel aus.
Keine Solidarität mit den reaktionären Huthis! Für KO, Handala und alle Gruppen, die ohne Widerspruch mit ihnen kooperieren (SDS, Students for Palestine), reicht es offenbar aus, dass die Huthis gegen die USA, Israel und alle Jüdinnen & Juden stehen, um sich mit ihnen zu solidarisieren.
Dafür nehemen sie gern die Hinrichtung von Homosexuellen, Frauenunterdrückung, Kindersoldaten, reaktionär-islamistische Ideologie und Vernichtungsantisemitismus in Kauf. Sie machen sich damit zu Verbündeten der Islamischen Republik Iran und ihrer antiemanziparorischen Machtpolitik.
Handala, KO, SDS, Students for Palestine sind nicht emanzipatorisch sondern regressiv!
Keine Solidarität mit den Huthis, der Hamas, der Hisbollah oder der Islamischen Republik Iran!