24. Januar 2024
Muslimische Hochschulgruppen:
von Religionsfrei in Bremen
Bundesweit gibt es nach Aussagen der muslimischen Hochschulgruppe Dortmund 88 muslimische Gruppen, die über diverse Netze miteinander verbunden sind. Eine davon ist die Muslimische Hochschulgruppe in Bremen. Mitten in diesem Geflecht agieren Aktivisten und Referenten, die eindeutig aus den Muslimbrüdern zuzuordnenden Verbänden, Moscheen und Netzwerken kommen.
Auch der Muslimische Hochschulbund Bremen, MHB Bremen (früher, Islamischer Hochschulbund) gehört zum engeren Netzwerk der islamistischen Hochschulgruppen. Auch in Bremen wurden Muslimbrüder als Referenten zum Vortrag per Videokonferenz geladen. In vielen Veranstaltungen gilt die Geschlechtertrennung.
Lange Zeit wurden die muslimischen Hochschulgruppen in Deutschland über den Rat muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA e.V.) mit Sitz in Köln koordiniert und auch hinsichtlich der Organisation von Verbandsarbeit geschult. Im Mai 2023 fand in Frankfurt zusätzlich ein Netzwerktreffen von über 40 der muslimischen Hochschulgruppen statt. Das Treffen wurde von einem sechsköpfigen Vorbereitungskreis mit Unterstützung islamistischer Moscheen und Verbände aus dem Netzwerk der Muslimbrüder organisiert. Im Vorbereitungskreis saß mit Amira Mecellem ein Mitglied, welches sich auf die Femyso, den europäischen Jugendverband der Muslimbrüder, bezog und dort in Strukturen eingebunden ist.
Ein weiteres Mitglied des Vorbereitungskreises war Kim Hoffmann. Sie gehört dem IMSU in Aachen an. Die IMSU e.V., muslimischer Studentenverein Aachen, hat ihren Sitz im dortigen islamischen Zentrum (Bilal Moschee). Die Bilal Moschee ist ein Ausgangspunkt der Organisierung der Muslimbrüder in der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG) und dem Zentralrat der Muslime (ZMD). Aymann Zayek, der heutige Vorsitzende des ZMD, entstammt dieser Moschee.
Treffpunkt des Netzwerktreffens der Hochschulgruppen waren Moschee und Räumlichkeiten der Islamische Informations- und Serviceleistungen e.V. (IIS). Imam der dem IIS zugehörigen Moschee ist Khaled Hanafy, Mitglied des europäischen Fatwa Rates und stellvertretender Generalsekretär des europäischen Rates der Gelehrten (HRIGG). Er ist zudem Dekan des Europäische Institut für Humanwissenschaften in deren Frankfurter Niederlassung. Alle drei genannten Organisationen gehören zum Netzwerk der Muslimbrüder. Khaled Hanafy dürfte zu den zentralen theologischen Autoritäten des Muslimbrudermilieus in Europa zählen.
Die Femyso und das Islamische Informations- und Servicezentrum (IIS) in Frankfurt spielten also eine zentrale Rolle bei dem bundesweiten Vernetzungstreffen in Frankfurt im Frühjahr 2023. Es ist davon auszugehen, dass diese Vernetzung das gemeinsame Werk von Millî Görüş und den Muslimbrüdern war, deren Jugendverbände Mitglied bei Femyso sind und die weitere Kooperation gemeinschaftlich organisiert wird. Das Islamische Informationszentrum stellte die Logistik, Unterbringung und die Verpflegung.
Der Moscheeverband Millî Görüş (ca. 400 Moscheen in Deutschland) mit türkischen Wurzeln ist im europäischen und deutschen Fatwa Rat der Muslimbrüder und im HRIGG vertreten. Millî Görüş hat auch Stipendien für das Studium an den Humaninstituten der Muslimbrüder vergeben und lässt dort offensichtlich einen Teil ihres theologischen Nachwuchses ausbilden. Es bestehen somit viele gemeinsame Ansichten hinsichtlich einer konservativ dogmatischen Koranauslegung zwischen den Muslimbrüdern und Millî Görüş. Für viele Islamwissenschaftler gilt Millî Görüş als die türkische Variante der Muslimbrüder. Diese ideologischen Gemeinsamkeiten drücken sich auch in der engen organisatorischen Vernetzung von der europäischen Ebene bis in die örtlichen Zusammenschlüsse von Muslimen aus, in denen Muslimbrüder und Millî Görüş eng kooperieren, so auch in der Schura Bremen
Finanziell gesponsert wurde das Netzwerktreffen vom Internationalen Islamischen Stiftungswerk Bildung und Kultur (IISW) mit Sitz in Köln, so prangte es auf dem Programmfaltblatt des Netzwerktreffens. Das Präsidium des islamistischen Stiftungswerks ist das who is who der verdienten Altfunktionäre des deutschen Islamismus. So Präsident des IISW, Nadeem Elyas, dem ehemaligen Vorsitzenden und Gründungsmitglied des Zentralrats der Muslime in Deutschland und ehemalige Sprecher des Islamischen Zentrums Aachen und auch Dr. (Ayyub) Axel Köhler, auch ehemals Vorsitzender des Zentralrats der Muslime.
Inhaltlich lag der Schwerpunkt des Netzwerktreffens, auf der zukünftigen Vernetzung der Gruppen, die zuvor zwei Jahre lang dieses Treffen mit elektronischen Mitteln vorbereitet hatten. Es wurden ausgiebig Organisationsformen und regionale Vernetzungen besprochen. Ganz offensichtlich hat die Vorbereitungsgruppe keinen größeren Wert auf öffentliche Bewerbung und Auswertung des Netzwerktreffens gelegt. Es diente vor allem der inneren Organisierung der zukünftigen muslimisch akademischen Elite und der Einflusssicherung der Organisatoren auf die regionalen Gruppen.
Die massive Förderung dieses Netzwerktreffens durch Verbände und Moscheen aus dem Netzwerk der Muslimbrüder entspricht deren Anwerbungsstrategie. Die Muslimbrüder versuchen vor allem junge Menschen mit höherem Bildungsgrad zu gewinnen, die in ihrem zukünftigen Leben ideologische Wirkung entfalten können und in Schlüsselstellungen von Staaten bzw. in zivilgesellschaftlichen Organisationen kommen können, (die westlichen Evangelikalen handeln entsprechend).
Aus den Inhalten einiger Hochschulgruppen und den zu Wort kommenden ReferentInnen lässt sich schlussfolgern, dass es den Muslimbrüdern und Millî Görüş gelungen ist, die ideologische Hegemonie innerhalb der organisierten Muslime an deutschen Hochschulen zu erringen.
Auch die Bremer muslimische Hochschulgruppe lässt Muslimbrüder referieren. In der Ramadan Vortragsreihe im Mai 2022 der muslimischen Hochschulgruppen referierten Ferid Heider und Mohamed Matar. Matar ist Imam in der Berliner Dar-as-Salam-Moschee, die dem Muslimbruder Netzwerk angehört.
Ferid Heider ist einer der Berliner Imame, die zwischen Muslimbrüdern und salafistischer Szene angesiedelt sind. Er predigt in Moscheen, die dem Zentralrat der Muslime und den Muslimbrüdern zugerechnet werden. Heider studierte mehrere Jahre am Institut Européen des Sciences Humaines in Château-Chinon(Frankreich), der zentralen Ausbildungsstätte der Muslimbrüder in Europa und am Frankfurter DIDI, einem Zweig des Instituts in Frankfurt, ebenfalls dem Netzwerk der MB zugehörig. Langjähriger Leiter des Instituts in Frankreich war Yusuf al-Qaradawi, führender Theologe der Muslimbrüder. Ferid Heider gehört seit 2020 dem deutschen Fatwa Rat an, der theologischen Instanz der Muslimbrüder nahen Imame, und ist damit eine ganz große theologische Autorität der deutschen Islamistenszene.
Die Vorträge von Matar und Heider wurden im Verbund mit 20 anderen muslimischen Hochschulgruppen per You Tube übertragen und von den einzelnen Hochschulgruppen heftig beworben.
Aus der Bremer muslimischen Hochschulgruppe gingen mehrere islamistische Kader hervor, die bei der Schura Bremen heute im Vorstand bzw. als Angestellte agieren oder in konservativen Bremer Moscheegemeinden aktiv sind. Der ehemalige Hochschulgruppenaktivist Marouan Bedoui von der DAWA Moschee in der Neustadt ist heute stellvertretender Vorsitzender der Schura Bremen.
PS: Auch der Bremer CDU Abgeordnete Yazici, der dem Spektrum um die UID, der europäischen Abteilung der AKP Erdogans und den Grauen Wölfen zugeordnet wird, war bei den Bremer Islamisten der Hochschulgruppe zu Gast, um über die Möglichkeiten der Einwirkung auf den Politikbetrieb zu reden.
Wer sind die Muslimbrüder und für was stehen sie?
Die Muslimbrüder wurden 1928 in Ägypten von Hasan al Bannah gegründet. Ihr Ziel ist bis heute die Wiedererrichtung eines islamischen Kalifats unter Führung arabischer Länder. Ihre Vorstellung von einer „islamischen Ordnung“ orientiert sich an der Lebensweise des 8. und 9. Jahrhunderts und den damaligen Eroberungen der islamischen Kalifen der Ummayaden und Sassaniden, als deren Macht von Marokko bis Indien reichte. Das Leben aller Menschen in ihrem Kalifat soll sich an den Regeln der Scharia orientieren, diese beinhaltet die religiös legitimierte Frauenunterdrückung und die Erniedrigung Andersdenkender, einschließlich der Todesstrafe für „Abfall vom Glauben“.
Die Muslimbrüder sind heute in ca. 100 Ländern aktiv, mit Schwerpunkt in einigen arabischen Ländern. Sitze der Zentrale sind London und Istanbul. Anhänger ihrer Bewegung sind in der Türkei, Qatar, Somalia, dem Gaza Streifen (Hamas) und den „Rebellenprovincen“ (Idlib) in Syrien an der Macht. In Ländern in denen islamistische Gruppen mit vergleichbaren Zielen existierten, verzichteten die Muslimbrüder auf eine eigenständige Organisierung. Dies sind vor allem die Türkei mit der Milli Görüs Bewegung, Afghanistan mit den Taliban oder Pakistan die Tehrik-e-Labbaik, TLP , die ähnliche islamistische Vorstellungen vertreten.
Seit ihrer Entstehung, insbesondere seit der Gründung Israels 1947, ist Antisemitismus und die Vernichtung Israels ihr prägendes inhaltliches Band. Höhepunkt des Judenhasses war der gemeinsame Wunsch des Großmuftis von Jerusalem, Al-Husseini, der von 1941 bis 45 im deutschen Exil lebte und Adolf Hitlers, nach der vollständigen Ausrottung aller Jüdinnen und Juden.
Die größten Chefideologen waren Sayyid Qutb (1906 – 1966) und Yussuf al Quaradwi (1940 bis 2022).
Die islamistischen Terrorganisationen Al Qaida und Islamischer Staat haben ihre Wurzeln in der Ideologie der Muslimbrüder. Zahlreiche Mitglieder der Muslimbrüder wechselten zu diesen Terrorgruppen. Lediglich in der Wahl der Mittel, wie Terror oder militärischer Aufstand unterscheiden sie sich.
Mit den Migrations-, und Fluchtbewegungen haben sich auch die Muslimbrüder verbreitet, zumal viele Muslimbrüder, insbesondere nach von ihnen angezettelten Aufständen oder Attentaten, flüchten mussten. Der syrische Muslimbruder Issam al-Attar gründete das IZ Aachen, der ägyptische Muslimbruder Said Ramadan das islamische Zentrum München. Der Münchner Imam Muhammad Akif, ein Holocoust Leugner, wurde später sogar Chef der weltweiten Muslimbrüder.
In Europa sind die MB und ihnen nahestehenden Verbände einzelner Länder im Concil of European Muslims (CEM), früher FIOE genannt, organisiert.
Ein deutscher Ableger ist die Deutsche Muslimische Gemeinschaft (DMG) mit ca. 50 Moscheegemeinden und zahlreiche weitere Verbände und Moscheen, die überwiegend im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) organisiert sind. Das Council of European Muslims (ex. FIOE) wurde geleitet von Yussuf al Qaradawi, dem Ende 2022 in Qatar verstorbenen Cheftheologen der Muslimbrüder.
Die CEM unterhält diverse Einrichtungen und Verbände, so den europäischen Fatwa Rat, das Frankfurter und das französische „Europäische Institut für Humanwissenschaften“ (EIHW) mit Niderlassungen in Frankreich, Frankfurt und Großbritannien und den Hohen Rat der Gelehrten (HRIGG) sowie Islamic Relief.
Eine zentrale Rolle spielt der Jugendverband des CEM, das Forum of European Muslim Youth an Student Organisations, (Femyso). In seiner Geschichte waren auch zentrale Anführer der Muslimbrüder aus Deutschland dort aktiv, so Ibrahim El-Zayat und Khallad Swaid. Im europäischen Jugendverband der Muslimbrüder gibt es zwei deutsche Mitgliedsverbände; den Jugend-, und Studierendenverband von Millî Görüş und die Muslimische Jugend in Deutschland, MJD, den Jugendverband der DMG.
“Der Islam wird Europa erobern, ohne Schwert und ohne Kampf,” so bemerkenswert deutlich formulierte der wohl einflussreichste zeitgenössische Denker und Agitator der weltweiten Muslimbruderschaft (MB) Yusuf al-Qaradawi (1926 bis 2022) seine Ziele im qatarischen Sender Al Jaseera, dem faktischen Sprachrohr der Muslimbrüder.
Die Muslimbrüder in Europa werden unter dem Begriff „legalistischer Islamismus“ mit anderen islamistischen Gruppierungen und Sekten zusammengefasst. Legalistisch bezieht sich auf die Wahl der von den Muslimbrüdern angewendeten Mittel, um ihre Ziele durchzusetzen. In Europa schreiben sie die Anwendung friedlicher Mittel und Anerkennung der Demokratie in ihre offiziellen Erklärungen. Innerhalb der Bewegung gibt es einen sehr flexiblen Umgang bei der Wahl der Kampfmittel, die je nach den Kräfteverhältnissen eingesetzt werden. Zwei ägyptische Präsidenten, Saadat 1981 und an-Nuqasi 1948, fielen Attentaten von Muslimbrüdern zum Opfer, Attentate gegen Nasser und Mubarak schlugen fehl. Im Sudan beteiligten sie sich an Militärputschen und in mindestens 15 weiteren Staaten verfügen sie über militärische Kampfverbände, die bis heute an Bürgerkriegen und Terroraktionen (Syrien, Somalia, Yemen, Israel, Lybien) beteiligt sind. Die Beteiligung an Wahlen mittels Parteien ist ein Mittel unter anderen, die sie für ihr Ziel, die Errichtung eines islamistischen Kalifats mit Geltung der Scharia nutzen.
Ein klassisches Beispiel ist der türkische Präsident Erdogan mit Wurzeln in der Millî Görüş Bewegung, der türkischen Variante der Muslimbrüder. 1998 sagte er:
“Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.”
Seit seiner ersten Wahl als Ministerpräsident wurden in der Türkei demokratische Rechte eingeschränkt und die Zahl politischer Inhaftierungen sprunghaft gestiegen.
Auch der bereits oben erwähnte ehemalige Vorsitzendes des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler Schrieb 1981 In seinem Buch: Islam: Leitbilder der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, im Al-Kitab Verlag, Köln:„Die Glaubensgrundsätze (des Islam) und das islamische Recht (Scharia) zeigen den quasi-totalen Anspruch der Religion auf Mensch und Gesellschaft“ (S. 28). Auf S. 33 heißt es ferner: „Das islamische Gesellschaftssystem wird damit aber keineswegs zu einer Demokratie. Diese Staatsform ist dem Islam fremd.“
Der Islamkritiker Hamed Abdel-Samad bezeichnete den Islam als faschistische Ideologie. In seinem Buch, „Der Islamische Faschismus“ (Droemer 2015) schrieb er: „ Sowohl der Faschismus als auch der Islamismus sind aus einem Gefühl der Niederlage und Erniedrigung hervorgegangen. Beide Strömungen eint das Ziel, ein Imperium zu errichten – die Weltherrschaft als quasi verbrieftes Recht-, dem die totale Vernichtung seiner Feinde vorausgeht. Die eine Bewegung glaubt an die Überlegenheit der arischen Rasse, die andere ist überzeugt von der moralischen Überlegenheit der Muslime gegenüber dem ungläubigen Rest der Menschheit.“
Die Muslimbrüder stehen bis heute zu ihren Gründungszielen.
„Gott ist unser Ziel, Der Prophet ist unser Führer, der Koran ist unsere Verfassung, der Tod für Gott ist unser nobelster Wunsch, der Djihad ist unser Weg!“
Ähnlich lauten auch die Sprüche der Faschisten.