Gegen jeden Krieg - Herrschaftskritik und Widerstand im Ukrainekrieg aus antipatriarchaler Sicht

28.11.23 | 19:00 Uhr | Sielwallhaus

Wie sollen sich Anarchist:innen zum Krieg in der Ukraine verhalten? Ist es richtig, sich den staatlichen Streitkräften der Ukraine anzuschließen, um eine Besatzung durch Russland zu verhindern, oder sollten Anarchist:innen andere Wege des Widerstands suchen? Wo liegen die Probleme, wenn Antimilitarist:innen sich staatlichen Armeen unterordnen, um eine autoritäre Herrschaft zu verhindern? Welche (militanten) Handlungsmöglichkeiten gibt es jenseits von staatlichen Armeen und Flucht/Desertion? Und wie tragen wir den Erfahrungen und Perspektiven der Menschen, die am direktesten unter dem Krieg leiden Rechnung, ohne dass Solidarität lediglich als unhinterfragte Unterstützung ihrer Positionen verstanden wird?

Seit inzwischen anderthalb Jahren ist die anti-autoritäre Linke entlang dieser Fragen gespalten und auch innerhalb unserer Gruppe haben wir kontrovers diskutiert. Diese Diskussion möchten wir nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern öffentlich und gemeinsam mit der anarchistischen Bewegung führen. In den ersten beiden Veranstaltungen unserer Reihe haben wir dazu bereits mit zwei Gruppen gesprochen, die Anarchist:innen unterstützen, die sich der ukrainischen Armee angeschlossen haben (Solidarity Collectives und ABC Dresden). Demgegenüber steht eine radikal antimilitaristische Position, die sagt “entweder anarchistische Antimilitarist:in oder Soldat:in – beides zugleich geht nicht” und nun Raum bekommen soll.

Ein Schwerpunkt dieser Veranstaltung soll auf einer anti-patriarchalen Kritik am Militarismus liegen, die leider in den Debatten oft zu kurz kommt. Was bedeutet es gegen patriarchale Herrschaftsstrukturen zu kämpfen im Kontext von Krieg und Militär, insbesondere wenn sich eine der beiden Seiten als progressiv inszeniert (Stichwort: feministische Außenpolitik), während die andere reaktionäre Familien- und Gesellschaftsvorstellungen durchsetzen möchte? Warum ist es nicht das Ende des Patriarchats, wenn sich auch weibliche* und queere Menschen freiwillig zum Krieg melden? Gibt es gute Beispiele praktischen Widerstands, also einen anti-patriarchalen Antimilitarismus, der sich nicht so leicht für Herrschaftszwecke vereinnahmen lässt?

Für die Diskussion dieser Fragen haben wir Samira eingeladen, u.a. bekannt durch den Farbbeutelwurf auf den deutschen Außenminister während des Krieges in Ex-Jugoslawien 1999 oder den Film “Deckname Jenny”. Zum Einstieg gibt es einen kurzen Vortrag (ca. 30min) und anschließend werden wir viel Zeit für die gemeinsame Diskussion haben. Wir freuen uns auf rege Beteiligung. Danach können die Gespräche noch im Rahmen einer kleinen rauchfreien Kneipe fortgesetzt werden.

Vortrag - Diskussion - Kneipe
28.11.2023 um 19:00 Uhr
Sielwallhaus - Sielwall 38 - Bremen