Frequenzbesetzer: linke Piratensender in Bremen und anderswo

28.11.23 | 19:00 - 21:30 Uhr | Kukoon, Buntentorsteinweg 29

Wenn unsere Gesellschaft gerechter werden soll, muss auch die Öffentlichkeit, müssen die Medien gerechter werden. Wer spricht für wen? Worüber? Wer hört überhaupt zu und wer kann auf gleiche Weise antworten? Das sind seit jeher die großen Fragen emanzipatorischer Medienkritik. Ihre Antworten waren zu allen Zeiten medienpolitische Kämpfe und praktische Experimente.

Seit der erste Radiosender 1923 seinen regulären Betrieb aufnahm, ist der Rundfunk in gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse eingebunden. Doch Radio war und ist immer auch ein Mittel zur Organisation und Artikulation von emanzipatorischem Dissens. 100 Jahre Radio sind deshalb auch 100 Jahre andere Radiopraktiken. Die ab Ende der 1970er zunächst illegal entstandenen Freien Radios sind bis heute lebendiger Ausdruck davon. Sie verbindet das Anliegen, marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen einen größeren Zugang zu öffentlichen Debatten zu ermöglichen, sie nicht nur zuhören, sondern selbst sprechen zu lassen. Ihr Ziel ist eine Demokratisierung gesellschaftlicher Öffentlichkeit.

In Bremen existierte Anfang der 1980er einer der bedeutendsten Sender der westdeutschen Freien Radio Bewegung: „Radio Zebra“. Gefaßt wurden die Politpirat:innen aus dem Umfeld der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen (BBA) nie. Anfang der 1990er ergriff im bundesweit beachteten Arbeitskampf um das Wilhelmshavener AEG-Olympia-Werk ein Piratensender der Beschäftigten das Wort. „Radio Überleben“ sendete vom Dachboden des lokalen Gewerkschaftshauses. Einmalig in der Geschichte der BRD.

Im Gespräch mit ehemaligen Protagonist:innen der beiden Sender und ergänzt um O-Töne aus ihren Sendungen wollen wir vergangene Motivationen, Zielsetzungen und Erfahrungen emanzipatorischer Medien- und Radioarbeit reflektieren und diskutieren, wie sie uns heute in Bremen und darüber hinaus noch als Orientierung dienen können.

Veranstaltet vom Freundeskreis Freier Radios
In Kooperation mit dem Archiv der sozialen Bewegungen Bremen und der Rosa Luxemburg Initiative Bremen

Die Veranstaltung ist Teil des bundesweiten Projekts „100 Jahre anderes Radio“ (anderesradio.de).