26. August 2023
Ein Jahr tumulte.org
tumulte.org
➣ Technologiekritik
Ein Jahr tumulte.org!!!
Heute vor einem Jahr ist das Bremer Nachrichtenprojekt tumulte.org online gegangen. Seit dem haben wir 200 Artikel und 63 Termine moderiert, 2 Tranzparenzberichte geschrieben und eine Vielzahl technischer Probleme beseitigt. Vom größten Teil dieser Arbeit bekommt jedoch kein Mensch
etwas mit.
Wir sind Bestandteil in einem größeres Netzwerk, welches wir zusammen mit weiteren lokalen Kollektiven im deutschsprachigen Raum gebildet haben. Gemeinsam betreiben wir radikal.news: Ein Blog auf dem alle Artikel der beteiligten Projekte veröffentlicht werden. Hier könnt ihr mehr über das Netzwerk erfahren.
6 Jahre Repression gegen linksunten.indymedia.org
Vor genau einem Jahr haben wir an genau dieser Stelle, in unserem ersten Text zur Veröffentlichung unserer Website, von der Repression gegen linksunten.indymedia.org geschrieben weil vor nunmehr 6 Jahren, am 25.08.2017, die Plattform von den deutschen Repressionsbehörden
abgeschaltet wurde.
Wir hätten an dieser Stelle gern über etwas anderes geschrieben, doch leider hält die Repression immer noch an.
Am 17.01.2023 durchsuchten Bullen im Auftrag Staatsanwaltschaft Karlsruhe die Räumlichkeiten von Radio Dreyeckland sowie zwei Privatwohnungen. Der Vorwurf: In einem Artikel auf der Website des Radios soll das linksunten.indymedia-Archiv verlinkt worden sein. Bei den Razzien wurden diverse Geräte beschlagnahmt, sowie Datenträger von Journalist*innen kopiert. Im Nachhinein wurde sogar bekannt, dass die Staatsanwaltschaft beim Hoster alle IP-Adressen angefragt hat, die den betreffenden Artikel geklickt haben. Auch der Verfasser des Artikels ist wegen Unterstützung einer verbotenen Vereinigung angeklagt.
Anfang des Monats dann, am 03.08.2023, gab es dann erneut Hausdurchsuchungen, und wieder gegen die Angeklagten im linksunten.indymedia-Verfahren. Erneut traten vermummte BFE-Cops Türen ein, fesselten alle die sie antrafen und und beschlagnahmten Geräte. Wieder geht es um das linksunten.indymedia-Archiv und den Vorwurf der Aufrechterhaltung einer kriminellen Vereinigung.
Wir sind wütend über die anhaltende Repression, sind uns gleichzeitig aber bewusst, dass jeder Staat immer bestrebt sein wird, die Fähigkeit zur freien Meinungsäußerung einzudämmen. Auch die BRD hat eine lange Tradition repressiver Schläge gegen radikale, unzensierte Publikationen, Verlage, Periodika und Radios. Und deshalb können wir hier nocheinmal wiederholen, was wir vor einem Jahr bereits geschrieben haben:
“Wir wollen diesen Moment nutzen um im Angesicht der Repression weiter für die Ideen einzutreten, die hinter linksunten gestanden haben. Wir sind überzeugt von der Notwendigkeit selbstorganisierter radikaler Medien, von einer eigenen unabhängige Infrastruktur für unsere Inhalt und von Medien, die nicht über uns berichten, sondern aus der Bewegung kommen und für die Bewegung arbeiten!”
Und trotz all der Repression gibt es auch viel Gutes: Wir sind immer noch hier, wir sind gut organisiert, tragen unsere Projekte auf vielen Schultern und haben es geschafft eine dezentrale Infrastruktur aufzubauen, die sich so leicht nicht abschalten lässt. Und wir werden auch weiterhin viel Zeit und Arbeit in dieses Projekt investieren um etwaigen Repressionsversuchen so gut es geht zu begegnen.
Es hat sich ausgezwitschert
Wir wollen an dieser Stelle nicht die große moralische Keule rausholen und uns lang und breit darüber beschweren, dass nur ein Bruchteil der Demos, Aktionen, Kundgebungen und offenen Treffen in Bremen überhaupt bei tumulte.org eingereicht wird.
Wir sind uns bewusst das Twitter, Instagram, Tiktok und Signal vielen Gruppen eine höhere Reichweite, Sichtbarkeit und vor allem Zugänglichkeit versprechen, als wir es können. Und trotzdem, die Tatsache, dass all diese Plattformen milliardenschweren kapitalistischen Unternehmen oder Einzelpersonen gehören mehr oder weniger willkürlich Inhalte sperren, blockieren oder zensieren können, sollte uns doch zum Nachdenken bringen. Im Zweifel werden diese Konzerne den Behörden alle Informationen über euch zur Verfügung stellen, Netzwerke aufzeigen und Accounts einfach löschen. Im Falle von Twitter beispielsweise wurden nach dem Kauf durch Elon Musk, die Accounts von crimethinc und vielen anderen linksradikalen Kollektiven und Gruppen gelöscht, wohingegen die von rechten und offen faschistischen Gruppen und Personen wieder aktiviert wurden. Vielleicht geht es auch gar nicht so sehr um ein ganz oder gar nicht, sondern vielmehr darum sich bewusst zu sein, dass social-media Accounts und damit die Medienarbeit von Jahren, sehr schnell verschwunden sein können, dann zahlt es sich aus, dass es auch noch “eigene” Infrastrukturen und Seiten gibt. Es braucht keine hellseherischen Fähigkeit, um zu prognostizieren, dass die kommende Wahlerfolge der AfD und anderer rechter Parteien den Druck auf jede Gegenöffentlichkeit erhöhen werden. Nicht unwahrscheinlich, dass in diesem Zuge Betreiber unter Druck gesetzt werden, ungeliebte Accounts zu löschen. Eher sehr wahrscheinlich, dass sie diesem Druck auch folgen werden.
In diesem Sinne. Nutzt doch gerne fleißiger tumulte.org. Wenn ihr für euren Social-Media-Account eh schon einen Text erstellt habt, denkt doch auch an uns (und an die Freund*innen, die kein Social-Media nutzen) und kopiert den Text geschwind in unsere Publikationsmaske. Das bedeutet für euch fast keinen weiteren Aufwand.
Es grüßt ganz lieb,
tumulte.org