Which side are you on? - Offene Fragen an das "System Change Camp"



Anfang August richtet Ende Gelände in Hannover das “System Change Camp 2023” aus. Wir haben einige Fragen, die für eine Entscheidung über unsere Teilnahme und/oder unsere Solidarität von Bedeutung sind. Nachdem wir uns über verschiedene Kanäle an die Organisator*innen gewandt haben, haben wir auch nach über drei Wochen keine Antwort erhalten. Deshalb formulieren wir unsere Fragen nun öffentlich.

1. Awareness

Im Vorjahr ist es vielfach zu den üblichen Übergriffigkeiten durch männlich gelesene Personen gekommen. Die in Hamburg installierte “Awareness-Struktur” war teilweise nicht in der Lage und/ oder gewillt, adäquat auf diese Übergriffe zu reagieren. In mindestens einem Fall verhielten auch Personen aus dieser Struktur sich übergriffig gegenüber einer Betroffenen*. Mindestens ein Täter war und blieb auch Teil dieser Struktur.

- Wird es in diesem Jahr eine Awareness-Struktur geben?

- Wird diese aus entsprechend gebildeten und sensibilisierten Personen bestehen und spektrenoffen zusammengesetzt sein?

- Wird es Regularien zur Entscheidungsfindung geben, die einen Missbrauch persönlicher Beziehungen verhindern können?

2. “Interventionistische Linke”

Im Vorjahr hat die IL eine zentrale Rolle in der Gestaltung des Camps übernommen und teilweise ihre Aktionsformen in das Programm eingebracht. Es dürfte selbsterklärend sein, dass wir als radikale Linke und erst recht als Feminist*innen keine Kooperation mit der IL eingehen können und wollen.

- Ist die IL als Organisation auch in diesem Jahr in die Camp-Struktur und/oder die von dort ausgehenden Aktionen eingebunden?

- Sind IL-Mitglieder in dieser Funktion an der Camp-Struktur beteiligt?

- Wird der IL auf dem Camp erneut Raum zur Selbstdarstellung gegeben?

- Erhalten die bekannten misogynen und antifeministischen Täter und Täterschützer*innen Zugang zum Camp?

3. Politischer Anspruch

Im Vorjahr waren etliche Aktionen und Aktionsformen bereits im Vorfeld verbindlich festgelegt, ebenso viele Abläufe auf dem Camp. Ein überwiegender Teil der “Plena” diente demnach einzig der Information der Anwesenden, nicht aber kollektiven Entscheidungsprozessen. Besonders unangenehm war die Dominanz dogmatischer und autoritärer Gruppierungen, auch über die IL hinaus. Im Ergebnis verblieb wenig bis gar kein Raum für linksradikale Ausdrucksformen. Zudem wurden bei einzelnen Aktionen viele junge Teilnehmer*innen sinnlos verheizt.

- Sind in diesem Jahr autoritäre/dogmatische/bürgerliche Gruppen in das Camp und seine Aktionen eingebunden?

- Wird es sowohl zu campinternen Angelegenheiten als auch zu bevorstehenden Aktionen ergebnisoffene Plenumsstrukturen geben?

- Welche Mittel und Methoden zu kollektiven Prozessen der Teilnehmer*innen sind zudem vorgesehen?

- Versteht das Camp sich auch mit linksradikalen Ausdrucksformen und Aktionen als solidarisch?