IL-Outing Skandal vorletzter Akt



IL Düsseldorf gibt zu, dass die Vorwürfe erfunden waren

Dass die ‚innerparteiliche‘ Schweigedisziplin der Interventionistischen Linken (IL) ins Wanken gerät, ist seit Anfang Juni überdeutlich. Zuerst war das unrühmliche Outing der IL, in dem ein ehemaliger Aktivist aus Köln ( C. ) fälschlicher weise als Mitglied eines misogynen Männernetzwerks bloßgestellt wurde, mehrere Tage verschwunden – dann tauchte es aber wieder auf. Nun jedoch der Paukenschlag – die Düsseldorfer IL-Gruppe See Red! gibt zu (bestätigt durch mehrere unabhängige Quellen), dass die Anschuldigungen gegen C. gefälscht waren und haltlos sind. Nur sollen jetzt andere für die Fälschung verantwortlich sein …

Sehr gut, könnte man meinen, denn die Recherchen von drei unabhängigen Gruppen kommen zu dem eindeutigen abschließenden Ergebnis: Es verbleiben keine der behaupteten Hinweise mehr, auf dieses Netzwerk und den Vorwurf C. habe darin uneinvernehmlich Bilder und Details von einem (einvernehmlichen) Sexdate mit der Betroffenen ( X. ) geteilt.
Eine angebliche Zeugin (Jennifer Hills) soll laut IL „eindeutige Beweise“ für dieses Netzwerk und C.s Beteiligung geliefert haben. Sie soll ihre Erkenntnisse mit ( M. ), einem IL-Mitglied aus Düsseldorf und Sprecher der Bundes-IL sowie dessen Ex-Partnerin, der angeblichen Betroffenen des Übergriffs ( X. ), geteilt haben. Doch die Kontaktaufnahme ist eindeutig gefälscht. Das lässt sich nun zweifelsfrei feststellen. Die (vorgebliche) Mail, mit der Jennifer Hills Kontakt zu M. und später auch zu X. aufgenommen haben will, soll im Büromailaccount von M. eingegangen sein – Sie kann jedoch nie über das Internet gegangen sein. Der Kontakt ist ein Fake. Der darüber verabredete (angeblich C. belastende) Videocall (mit ausgeschalteter) Kamera zwischen Jennifer Hills und X. ist logisch nicht haltbar und muss als Teil der Fake-Erzählung gewertet werden.

Verwickelt in dieses Lügenkonstrukt sind aber nicht nur M. und X., sondern die gesamte Bundes-IL. Diese hatte gegen alle Hinweise auf eklatante Widersprüche bzgl. dieser externen Quelle und zu späterem Zeitpunkt sogar wider besseren Wissens(!) ein Jahr betonköpfig an ihrem Outing festgehalten und es aggressiv gegenüber allen Zweifelnden (auch IL-intern) aufrecht erhalten: Anders Meinende wurden in der Hoffnung auf maximale Wirkung von der IL als Täterschützer:innen diffamiert.
Das Outing nun lediglich lautlos verschwinden zu lassen, bzw. die Einlassung der ‚gekippten‘ Fälscher:innen aus den Reihen der IL einfach unkommentiert zu ignorieren, das ist keine adäquate Lösung. Denn die soziale Zerstörung eines Menschen, die politische Stigmatisierung aller ‚Uneinsichtigen‘ als Täterschützer:innen, die monatelange Verunsicherung von FLINTAs durch die Behauptung eines solches Männernetzwerk im NRW-Antifa-Umfeld und die politisch folgenreiche Verwüstung von Widerstandsstrukturen in Köln sind ja nicht aufgehoben oder wiedergutgemacht, wenn nach einem Jahr der laut verbreiteten Lüge ein Eintrag auf einer Webseite klanglos verschwindet. Verantwortungsübernahme sieht anders aus:

  • Die IL muss ihr falsches Outing auf allen Kanälen der damaligen Verbreitung widerrufen (taz, nd, indy …)
  • Die IL muss die bisher entstandenen, erheblichen Kosten übernehmen (Die Durchsetzung jeder einzelnen Löschungsaufforderung gegenüber Google und den jeweiligen Webseitenbetreiber:innen hat die Familie von C. sehr viel Geld gekostet). Die IL sollte unserer Auffassung nach (zu ihrer eigenen Schadensbegrenzung) auf C. zugehen und eine außergerichtliche Einigung anstreben. Dazu bedarf es natürlich einer Unterlassungserklärung. Das Zeitfenster dazu schließt sich mit der ansonsten drohenden Verhandlung im Zivilverfahren gegen die Falschbeschuldigung Anfang Juli.
  • Die IL muss politisch Verantwortung übernehmen. Sich aufzulösen und neuzugründen löst das Problem nicht. Sie muss eine politische Aufarbeitung ihrer Struktur und ihres Selbstverständnisses zulassen, denn der verheerende Machtmissbrauch ist strukturell mindestens begünstigt, in Teilaspekten sogar bedingt. Das strategisch schweigende Aussitzen der IL ist politisch nicht tragbar und stellt eine Bedrohung für die gesamte radikale Linke dar.

Wenn nichts mehr geht, dann muss es der Verfassungsschutz gewesen sein

Die Düsseldorfer IL-Gruppe, in der M. organisiert ist, schrumpft aktuell auf wenige Mitglieder zusammen. Die meisten sind mit Verweis auf die Outing-Lüge ausgetreten. Sie vertrauen M. nicht mehr und schenken seinem neuesten Coup (Anfang Juni), der Verfassungsschutz stecke hinter den falschen Anschuldigungen gegen C., keinen Glauben.

Grundsätzlich könnte hinter allen Streitigkeiten und Ungereimtheiten innerhalb einer staatsfeindlich gesinnten Linken (quasi als ‚innerer‘ Sprengstoff zu deren Schwächung) immer der Verfassungsschutz stecken – eine nicht gerade selbstkritische Sicht auf die eigenen Unfähigkeiten. Um es deutlicher zu sagen: Eine für autoritäre Strukturen anfällige radikale Linke benötigt zur Selbstzerlegung keinen Verfassungsschutz. Ihr wohnt der Machtmissbrauch inne.

Diese neue Fake-Erzählung ergibt (erneut) keinen Sinn und dient lediglich als Strohhalm, über den sich die IL als Opfer einer externen Täuschung darstellen kann. Die erschreckend simple Logik dahinter: Unsere Organisation ist sauber, die Beschmutzung kommt von außen. Nur als allerletzten Ausweg lässt sich dieses saubere ‚Innen‘ per Ausschluss der Urheber:innen von Fehlverhalten künstlich wiederherstellen.

Willkommen in Absurdistan: Eine nicht mehr haltbare Lüge mit einer neuen Lüge aufzulösen –  wir sind maximal gelangweilt! Eine Fake-Erzählung löst die andere ab. ‚Wahrheit‘ ist in dieser Kette von Fakes immer temporär und lediglich die Erzählung mit der aktuell höchsten Reichweite. Die Frage nach Wahrheit oder Fälschung selbst wird durch ein breites Fake-‚Angebot’ bedeutungslos. Es tut uns wirklich Leid, so einen Quatsch lernt mensch vielleicht bei Emilys Seminaren zur ‚Polit-Influencer:in‘. Aber das ist nicht emanzipatorisch, das ist sogar strukturell rechts und zerstört jegliche gemeinsame Basis, auf die sich eine Linke verständigen kann.

Wir wollen auf dieser (Nicht-)Basis nicht mehr politisch mit der IL zusammenarbeiten. Wir nehmen uns die Haltung des diesjährigen 8.März-Bündnisses in Köln zum Vorbild und fordern:

Solange die IL für ihre antifeministische und menschenverachtende Outing-Lüge keine politische Verantwortung übernimmt, solange gibt es keine Zusammenarbeit mit ihr!

Wie verhält sich Indymedia?

Das Indymedia-Kollektiv teilte Ende Mai mit, man sei uneins in der Bewertung der Lage und benötige (nach fast einem Jahr!) weitere 6 Monate um zu einer Haltung zu gelangen! Aber solange hält Indymedia die Täterschutzdiffamierungen gegen all jene, die gezweifelt haben und nun recht behalten haben, online. Wir werden zum Schutz linker Strukturen hier sicher nichts über die innere Verfasstheit des Kollektivs ausplaudern, aber ein ernst gemeintes „Geht‘s noch?“ muss sich Indy schon gefallen lassen. Ein offenes (und begründetes) Statement zu dieser Denkpause wäre das Mindeste. Man kann vor allem während dieser Denkpause nicht all jene Beiträge, die das Outing ‚rechtfertigen‘ sichtbar belassen und damit das Outing aufrecht halten, aber sachlich begründete Widersprüche als ‚Täterschutz‘ unsichtbar machen.

Wir sind uns sicher, dass auch Indy nicht um das Eingestehen, Mist gebaut zu haben, herum kommen wird – aber damit ist auch hier das politische Problem nicht gelöst. Indy ist mehrfach auf die Inkonsistenz seiner Löschpolitk in diesem Fall aufmerksam gemacht worden. Daher handelt es sich nicht um eine Unaufmerksamkeit, oder ein Versehen, sondern um einen bewussten Machtmissbrauch in falscher ‚Loyalität‘ mit einer lügenden IL. Das ist nicht ok. Ihr habt die Lüge nicht nur mitgetragen – ihr habt sie sogar mit eurem unsäglich apolitischen Statement „Nichts ist bewiesen …“ (https://de.indymedia.org/node/253466)  verstärkt und euch zum propagandistischen Arm der IL gemacht. Inklusive Diffamierung all derjenigen, die sich nicht vom Blendwerk ‚IL‘ belügen lassen wollten.

Liebes indymedia und unliebe IL,
Ihr müsst Euch ändern !!!