Berichte aus Sant-Soline



Am vergangenen Samstag gab es in Frankreich, bei Saint-Soline, ein Aktionscamp gegen die sogenannten Mega-Bassins, Riesige künstliche Seen, die die industrielle Landwirtschaft mit Wasser versorgen sollen – gegen die es erheblichen Widerstand gibt: “Sie verkörpern das Fortbestehen einer exzessiven Bewässerung um jeden Preis und eines Modells industrieller Landwirtschaft. Dieses Modell zerquetscht Bauern und Bäuerinnen, zerstört die natürliche Umwelt und bedroht letztendlich die Menschen.” (aus dem Aufruf)

Tausende Cops wurden ins Feld geführt um zu verhinder, dass die Demonstrant*innen, wie im Oktober vergangenen Jahres, wieder auf die Baustellen vordringen können. Die Bullen verschossen tausende Gas- und Schockgranaten. Insgesamt gab es mehr als 200 Verletzte. Mindestens eine Person wurde lebensgefährtlich verletzt. Hier ein Bericht von den Des Camarade du S:

“Am Samstag, den 26. März, wurde unser Gefährte S. in Sainte Soline bei der Demonstration gegen die Bassins von einer Granate am Kopf getroffen. Obwohl er sich in einer absoluten Notsituation befand, verhinderte die Präfektur wissentlich, dass die Rettungskräfte zunächst eingriffen und in einem zweiten Schritt seinen Transport in eine geeignete Behandlungseinheit einleiteten. Derzeit befindet er sich auf der neurochirurgischen Intensivstation. Seine Prognose ist weiterhin lebensbedrohlich.

Der Gewaltausbruch, den die Demonstrant*innen erlebten, forderte Hunderte von Verletzten und mehrere schwere Körperverletzungen, wie die verschiedenen verfügbaren Bilanzen ankündigten. Die 30.000 Demonstrant*innen waren mit dem Ziel gekommen, die Baustelle der Mega-Bassine von Sainte-Soline zu blockieren, ein Projekt zur Aneignung des Wassers durch eine Minderheit zugunsten eines kapitalistischen Modells, das nichts mehr zu verteidigen hat außer dem Tod. Die Gewalt des bewaffneten Arms des demokratischen Staates ist der hervorstechendste Ausdruck davon.

In der durch die Bewegung gegen die Rentenreform eröffneten Sequenz verstümmelt die Polizei und versucht zu morden, um den Aufstand zu verhindern, um die Bourgeoisie und ihre Welt zu verteidigen. Nichts wird unsere Entschlossenheit beeinträchtigen, ihrer Herrschaft ein Ende zu setzen. Am Dienstag, den 28. März und an den folgenden Tagen, lasst uns die Streiks und Blockaden verstärken, lasst uns die Straßen einnehmen, für S. und alle Verletzten und Eingeschlossenen unserer Bewegungen.

Es lebe die Revolution.

Des Camarade du S.

PS: Wenn du Informationen über die Umstände der Verletzungen von S. hast, wenden dich bitte an uns: s.informations@proton.me.

Wir möchten, dass diese Pressemitteilung so massiv wie möglich verbreitet wird.”

In einenem anderen Text über die Aktionen schildert eine Person, sichtlich schockiert, die Ereignisse:

"26. März, Rückkehr aus Poitou

Aber verdammt, was zum Teufel haben wir da noch mal gemacht? Ach ja, […] wir kämpfen gegen die Privatisierung des Lebens, wir kämpfen gegen den Staat, der die Interessen einiger weniger verteidigt, anstatt das Leben aller zu garantieren.

Medic, medic! Da, da, da! Und während wir schreien und auf die Verletzten hinweisen, müssen wir weiterhin ein Auge auf das haben, was vom Himmel fällt. Auf andere Hände schauen, die auf ein Geschoss zeigen, das über unseren Köpfen auftaucht. Erkennst du die Art des Geschosses (Tränengas, Schockgranate)? Die Entfernung und das Risiko abschätzen, ein Stück rennen, spüren, wie das Trommelfell unter dem Lärm der Explosion erschüttert. Kurzzeitiger Tinnitus.
Wir gehen wieder los.

[…]
Medic medic! Wo zum Teufel sind die Sanis, wir müssen uns beeilen. Granaten fallen links, rechts, vorne. Hey Mitstreiterin, willst du ein Serum? Oh, hast du gesehen, dass dein Kopf blutet?
Achtung, Granate!! … Ein bisschen zurückziehen, Ruhe bewahren, weitergehen.
Steine für die Frontline, der es an Steinen mangelt, nach vorne bringen, in Steinwurfdistanz gehen, werfen. Die Hand des*der Partner*in auf der Schulter spüren, der eine schaut in den Himmel, die andere geht vorwärts oder rückwärts.

[…]
Medic medic! Wie lange sind wir schon hier? 20 Minuten vielleicht. Einige Medics versammeln sich über einem Körper. Einer geht bereits das Material aus. Die anderen haben auch nicht mehr viel. Wie werden sie vorgehen? Was ist mit mir, was, wenn ich zusammenbreche?

[…]

Wie lange hat das gedauert? 2, 3 Stunden? Eigentlich weniger als eine Stunde. Eine Ewigkeit oder nicht genug?
Was hat dazu geführt, dass wir uns plötzlich zurückgezogen haben? Eine Person, der zwischen Leben und Tod schwebte, eine Kolonne von Quads, die versuchte, uns zu umzingeln, die Erkenntnis, dass wir keine Chance hatten, die Erschöpfung der ersten Reihe?

Aber verdammt, was zum Teufel haben wir da nochmal gemacht?
Es ist vorbei.
Die Verletzten evakuieren, das eigene Team finden. In den Augen den Grad des Schocks erraten, die Verletzungen beurteilen, ein paar Worte versuchen. Ein Gefährte bricht zusammen, wir rücken zusammen. […]"

Solidarität mit dem Kampf gegen die Mega-Bassins!

Solidarität mit dem Aufstand in Frankreich!

Mehr Infos:

Videos vom Aktionstag:

https://nitter.net/Adrien_arbl/status/1639644719796871175#m

https://nitter.net/AnonymeCitoyen/status/1639611212915785728#m

Links:

https://bassinesnonmerci.fr/
https://www.confederationpaysanne.fr/
https://lessoulevementsdelaterre.org/