Abschiedskommuniqué KOP Bremen



KOP Bremen geht – ACAB bleibt!

Nach 10 Jahren Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt Bremen sagen wir tschüss! Nach jahrelanger Vernetzung, Beratung, Veranstaltungen, Mitarbeit in Bündnissen, Solikneipen, Demos, Redebeiträgen, Pressemitteilungen und dem Aufbau eines Unterstützungsfonds stellen wir die Kampagnenarbeit in Bremen ein. Schön wäre es natürlich, uns aufzulösen, weil es uns nicht mehr braucht – das Gegenteil ist leider der Fall. Wo einerseits die Sensibilität für das Problem rassistischer Polizeigewalt gestiegen ist, reißen andererseits die Nachrichten über durch die Polizei getötete Menschen in der BRD nicht ab – vier Menschen allein im August 2022. Während der Diskurs um Polizeigewalt mittlerweile auch jenseits linksradikaler und akademischer Kontexte angekommen ist, rüstet die Polizei weiter auf oder verschanzt sich hinter scheinheiliger „wir tun alles was wir können“-Reflexion. Das führt soweit, dass die Polizei Bremen sich gern auch als „Menschenrechtsorganisation“ bezeichnet. LOL.

Nein, es ist leider so, dass in unserer gemeinsamen Zusammenarbeit Anspruch und Wirklichkeit immer mehr auseinander driften. Unsere Kapazitäten sind geschrumpft, bzw. Schwerpunkte haben sich verlagert. Wir bleiben immer mehr hinter unseren Ansprüchen zurück. Denn es gibt so wahnsinnig viel zu tun! So viel aufzuklären, zu beraten, zu recherchieren, zu sensibilisieren! Es braucht weiterhin eine konsequente, radikale Politik, hier in Bremen und überall. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen von Maßnahmen und gesetzlichen Lockerungen, die die Kontrolle der Arbeit der Polizei verstärken und den Schutz vor Polizeigewalt und vor Rassismus gewährleisten sollen. Sie müssen entlarvt werden als die Feigenblätter, die sie sind, weitere Instrumente, um zu kaschieren, dass die Polizei Exekutive struktureller Ungleichheit ist. Unsere Arbeit ist nicht getan, sie müsste dringend weiter geführt werden! Leider ist uns auf diesem steinigen Weg die Puste ausgegangen.

Wir schauen auch stolz zurück auf 10 Jahre gemeinsamer Politarbeit. Diese Jahre haben uns gezeigt, warum es wichtig ist, dass solche Arbeit gemacht wird: der Begriff ‚racial profiling‘ ist mittlerweile im deutschen Problembewusstsein angekommen. Obwohl in der Praxis verboten, berichten betroffene Menschen immer wieder darüber. Diesen Menschen eine Stimme zu geben, war unser erklärtes Ziel. Sie nicht alleine zu lassen mit einer bürgerlichen Sichtweise auf ihr Problem, die versucht, in der Manier der Täter-Opfer-Umkehr den erlebten Rassismus zu rechtfertigen, sondern ein radikales Korrektiv zu sein, war für uns ein Akt der Solidarität. Dafür haben wir Beratungen angeboten, Menschen vernetzt, aufgeklärt, Kohle organisiert. Und schließlich die Kämpfe auf die Straße getragen: am 15. März, dem Internationalen Tag gegen Polizeigewalt, in den Bündnissen nach der Ermordung Mohamed Idrissis und Qosay Khalafs.

In Zeiten wachsender Prekarisierung und Verarmung sowie sozialer Isolierung bleibt die Arbeit zum Thema Polizei als Institution, die den Status Quo aufrecht erhalten und die Interessen hegemonialer Kräfte vertreten soll, akut wichtig. Wir hoffen, dass es weiterhin zahlreiche Kampagnen, Studien und Auseinandersetzungen zum Thema geben wird.

Trotz unserer Auflösung bleiben wir ansprechbar für skillsharing, falls Personen oder Gruppen die Lücke, die KOP Bremen hinterlässt, füllen wollen. Sprecht uns in diesem Fall gern an. Wir werden außerdem den 15. März weiter bespielen. Wir sehen uns auf der Straße! 

Vielen Dank für die schöne Zeit, für die gemeinsamen Kämpfe, die Tipps, die Kohle, die Solidarität!