Kundgebung: Organisierung ist die Antwort auf Feminizide!

06.10.22 | 17:00 Uhr | Bremer Marktplatz

Protest gegen die Ermordung der kurdischen Aktivistin Nagihan Akarsel in
Sulaymaniyah in Südkurdistan (Nordirak) am 4. 10. 2022

_Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden _und _Women Defend Rojava_
schreibt:

Zum Feminizid an Nagihan Akarsel - Unsere Moral ist stärker als ihre
Gewalt

Wir verurteilen den Feminizid an Nagihan Akarsel am 4. Oktober in
Suleymaniya als Teil einer umfassenden Vernichtungstrategie.

Mit dem brutalen Mord an der Aktivistin der Jineoloji in Südkurdistan
wurde nicht nur eine weitere politische Frau ermordet. Es ist der
Versuch eine Bewegung aufzuhalten, die sich gegen die Zerstörung der
Gesellschaft richtet. Nagihan Akarsel und ihr Leben stehen für die Suche
nach den Werten, die ihre Mörder zu vernichten suchen - für den Glauben
an ein freies, demokratisches und ökologisches Leben.

Die Hinrichtung einer Frau in ihrem vertrauten Umfeld auf dem Weg zur
Bibliothek zeugt von der großen Feigheit ihrer Mörder. Diese Feminizide
sollen einschüchtern, uns aufhalten, doch sie sind in erster Linie neben
all der Trauer, die wir empfinden, der Antrieb und die Bestätigung unseren Weg der Frauenbefreiung weiterzuführen.

Der Feminizid an Nagihan Akarsel wurde ausgeübt in einer Phase, in der
sich Frauen im gesamten Mittleren Osten, von Kabul bis Teheran, von
Rojava bis Ostkurdistan, gegen das Patriarchat auflehnen. Auf diese
Widerstände antwortet das patriarchale kapitalistische System seit jeher
mit Krieg, Gewalt und Feminizid.

Nahezu wöchentlich veröffentlichen wir momentan Erklärungen zu Frauen,
die verhaftet, verschleppt, vergewaltigt, gefoltert oder ermordet
werden. Die Öffentlichkeit schweigt meist - einem ersten Aufschrei folgt
ein Orkan der Stille. Doch am Beispiel von Jina im Iran sehen wir auch,
wie es anders gehen kann, wie dem Aufschrei der Aufstand folgen kann und
muss.

Die Normalität, mit der der türkische Staat gezielt Aktivist*innen
ermordet, muss gebrochen werden. Solange sich die deutsche Gesellschaft
und die deutsche Regierung nicht ausdrücklich gegen die
Vernichtungspolitik gegenüber dem kurdischen Volk und den
Vertreter*innen von demokratischen Werten positionieren, bleiben sie
deren Verbündete.

Wir bekräftigen noch einmal unsere Worte aus der Erklärung zur
Weltfrauenkonferenz [1], die im November 2022 in Berlin stattfinden
wird. Auch wenn die Staaten versuchen, den Hauptwiderspruch des 21.
Jahrhunderts - also die Frage der Frauenbefreiung - unsichtbar zu
machen, wissen wir, dass es andere Wege gibt als die, die uns als
Alternativen durch den Staat präsentiert werden. Denn der Widerspruch,
der das derzeitige Zeitalter bestimmt, ist der Kampf gegen die
Kolonialisierung der Frau.

Und dieser Kampf besteht für uns weiterhin darin, einen gemeinsam Weg zu
finden unsere Stärken zu bündeln, die demokratischen Werte der
Gesellschaften zu stärken und ein freies Leben für alle aufzubauen.

Wir werden unsere Häuser verlassen, wenn wir es wollen, unsere Haare
tragen, wie wir es für richtig halten, unsere Sprache und Kultur leben, wie wir sie uns erkämpft haben und die Zukunft so gestalten, dass sie
eines menschlichen Lebens würdig ist.

Unsere Organisierung ist die Antwort auf die Feminizide, die wir
erfahren. Und die Konferenz in Berlin am 5./6. November ist ein weiterer
Schritt auf dem Weg zu einem Demokratischen Weltfrauenkonföderalismus,
der die Farben aller Menschen sichtbar macht und uns verbindet statt uns
zu trennen.

Die Erinnerung an Nagihan Akarsel wird uns wie die an viele anderen
Freundinnen und Genossinnen auf dieser Konferenz und an jedem anderen
Tag in unserem Alltag begleiten und stärken - ihre Schönheit und ihre
Stärke sind Wegweiser für uns, unsere Trauer und Wut unsere Motoren.

_Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden _und _Women Defend Rojava_

weitere Informationen:

https://womendefendrojava.net/de/2022/10/05/organisierung-ist-die-antwort-auf-feminizide/

Links:
[1] http://womenweavingfuture.org